Vom Germanen Epino zum Thermalbad

Artikel aus dem Mangfallboten vom 15.Januar 2004

Bad Aibling - Woher stammt «Epininga», das bajuwarische Aibling vor 1200 Jahren? Wo befand sich die Ur-Siedlung? Auf die Entstehung und die geschichtliche Entwicklung Aiblings ging Dr. Gottfried Mayr, Vorsitzender des Historischen Vereins, in seinem Festvortrag ein. Bei seinen Nachforschungen kam er zu folgendem Schluss: Die Ur-Kirche Aiblings und damit die erste Siedlung konnte nur in Ellmosen stehen. Namensgeber war dem Historiker zufolge ein germanischer Herr Namens Epino - noch lange vor Herzogs- und Königshofzeiten.

Am 13. Januar 804 wurde Epininga mit dem Gerichtstag erstmals urkundlich erwähnt, doch dem damaligen Königshof geht laut Mayr eine lange Entwicklung voraus, verbunden mit den umliegenden Orten Berbling, Mietraching, Willing und Ellmosen. Damals wurde am Königshof Aibling über einen Streit zwischen dem Kloster Herrenchiemsee und der Freisinger Bischofskirche entschieden, bei dem es um die Besitzrechte an den Kirchen Berbling, Mietraching, Willing, Högling, Tattenhausen und Jakobsberg ging. «804 traten diese Orte ins Licht der Geschichte», so Mayr.

Doch die Entwicklung dieser Region habe weit vorher eingesetzt. Mindestens seit der Jungsteinzeit würden Menschen im Aiblinger Raum leben, eine Verbindung zur Stadt sei jedoch nicht herzustellen, ebenso wenig in der spätrömischen Zeit. «Wir wissen nicht, wo ihre Siedlungen lagen und welche Namen sie trugen.»

Die älteste Quelle ist Mayr zufolge die Urkunde des Gerichtstages von 804 mit den Orten «Percwillinga» für Berbling («Bergwilling»), «Modrikingun» für Mietraching und «Willingun» für Willing sowie «Epininga» für den Königshof Aibling. Die Ortsnamen gingen auf germanische Herrschaftsstrukturen zurück und damit auf die Anfänge der Bayernzeit. Damals hätten sich die Dörfer auf landwirtschaftlich guten Böden entwickelt, verkehrsgünstig gelegen, oft in der Nähe alter Römerstraßen, und mit einer alten Kirche versehen. Die germanischen Herren hätten damals große Gemarkungen besessen, beispielsweise hätten zu Willing auch Berbling und Westerham gehört - Westerham habe damals allerdings Willing geheißen.

Die Ursprünge Aiblings führte Mayr auf das heutige Ellmosen mit dessen Kirche zurück, denn die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sei dem Königshof vorbehalten gewesen, am Hofberg entstanden. Die Nebenkirche St. Georg (frühmittelalterlich) habe zu Thürham gehört.

Mitte des 13. Jahrhunderts sei der Markt unterhalb der Burg entstanden, der wie der Herzogshof den Namen Aibling erhielt. Das «Ur-Aibling» sei im Laufe der Zeit zu Ellmosen geworden. «Obwohl als Ellmosen erst viel später erwähnt, kann der Ort ebenfalls das 1200-jährige Jubiläum feiern», so der Historiker.

Der Aiblinger Herzogshof wurde nach der Absetzung Tassilos 788 von den fränkischen Karolingern übernommen. Laut Überlieferung habe gar Karl der Große selbst den Gerichtstag von 804 in Aibling angesetzt. «Aibling besaß eine herausragende Stellung und hat nie wieder die gleiche Bedeutung erreicht wie in der Karolingerzeit», so Mayr.

Mit Rückgang der Macht der Karolingerkönige sei zwar die Bedeutung des Hofes zurückgegangen, dennoch sei Aibling Zentrum eines weitgestreuten Königsgutes geblieben. Dieses diente 1007 zur Ausstattung des neuen Bistums Bamberg, die Vogteiherrschaft erhielten die Grafen von Sulzbach- Kastl (heutige Oberpfalz). Über Erbwege und nach hartem Machtkampf ging das Aiblinger Gebiet an die Wittelsbacher, 1180 Herzöge von Bayern geworden. Sie regierten das Land bis 1918.

«Die frühen Wittelsbacher waren ein großer Gewinn für Aibling. Sie legten Strukturen fest, die über Jahrhunderte Bestand haben sollten», erläuterte Mayr. So wurde um 1234 ein Amt Aibling errichtet, man legte einen Markt an und setzte einen Landrichter in den Ort: «Aibling wurde damit zum Zentrum von Verwaltung und Gerichtsbarkeit im Mangfallgebiet und blieb es bis zur Gebietsreform 1972.» Der Landrichter habe in der Burg residiert, die im Laufe der Zeit schlossartig umgebaut worden sei. Den massiven Bergfrid habe man jedoch erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgetragen. Markt im Rechtssinn wurde Aibling 1321 und erhielt damit die kommunale Selbstverwaltung. Bis dahin hatte der Ort dem Landrichter unterstanden.

1838 wurde Aibling wieder Landgerichtssitz und erhielt einen Amtsarzt: Dr. Desiderius Beck. Dieser gründete das erste Moorbad und leitete Mayr zufolge einen neuerlichen Aufstieg Aiblings ein. Mit der Entwicklung zum angesehenen Kurort genehmigte Prinzregent Luitpold dem Markt 1895, den Namen Bad Aibling zu führen. 1933 folgte die Stadterhebung.

Nicht spurlos vorübergegangen sei an Bad Aibling der Nationalsozialismus, so der Historiker. Jüdische Kurgäste seien unerwünscht gewesen, Aiblinger Juden hätten die üblichen Schikanen ertragen müssen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes von 1945 bis 1946 ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. In jüngerer Vergangenheit habe die Gebietsreform den Verlust des Landratsamtes mit sich gebracht, aber auch die Eingemeindung von Ellmosen, Mietraching und Willing. «Dass sich die Stadt nicht auf ihrer langen Geschichte ausruht, sondern aktiv nach vorne schaut, zeigt die geplante Therme», schloss Mayr seinen Streifzug durch die Jahrhunderte mit dem Aufruf, den Herausforderungen der Zukunft zuversichtlich entgegenzutreten.