Kritiker meinen:

  

RO REGIO nennt die Fakten:

 

"RoRegio ist eine Utopie"

 

Das Vorbild von RO REGIO ist die Stadt-Land-Bahn Bretten Karlsruhe. Erst 1992 eröffnet, hat sie sensationelle Erfolge und geniesst bereits internationale Anerkennung, 5 weitere Linien wurden inzwischen eingerichtet. Jeder kann sich vor Ort überzeugen, dass der Erfolg real und keine Utopie ist!
 

" Man kann Rosenheim nicht mit Karlsruhe vergleichen"

 

Bei einer Regionalbahn geht es nicht um die Grösse des zentralen Ortes, sondern um die Verhältnisse in der Region!
So hat z.B. die RO REGIO Strecke Feldkirchen - Rosenheim ein wesentlich grösseres Potential als die Erfolgsstrecke Bretten-Karlsruhe (sie hat pro Kilometer Strecke 85% mehr Anwohner, 57% mehr Haltestellen, 30% mehr Ortschaften). Auch die anderen RO REGIO Strecken lassen sich durchaus mit den neuen Karlsruher Stadt + Land - Bahnstrecken vergleichen.
 

"Karlsruhe ist eine Grosstadt"

 

Die Region Rosenheim ist ein Ballungsraum mit 280 000 Einwohnern! Allein auf der Achse Mangfalltal - Rosenheim - Chiemsee wohnen 150 000 Menschen!
 

"Karlsruhe hatte schon immer eine Strassenbahn"

 

In 8 Städten die bisher k e i n e Strassenbahn besitzen, sind derzeit Stadt + Land Bahnen nach Karlsruher Vorbild im Bau oder Planung.
 

"In einer Mittelstadt wie Rosenheim ist eine Strassenbahn Unsinn"

 

(Abgesehen davon dass es in Deutschland etliche Mittelstädte mit Strassenbahnbetrieben gibt, RO REGIO will nicht den Stadtbus durch Strassenbahnlinien ersetzen, sondern lediglich die 6 sternförmig auf Rosenheim zulaufenden Bahnstrecken mit dem Stadtzentrum verbinden.
 

"Solche Projekte wie RO REGIO sind einfach nicht bezahlbar"

 

Wieso soll dann der um Rosenheim geplante Strassenring mit seinen gigantischen Brücken und Tunnels (geschätzte Kosten 330 bis 380 Millionen DM) bezahlbar sein?
Und wer fragt hier nach der Wirtschaftlichkeit?
 

"RO REGIO kostet mindestens 750 Millionen Mark"

 

Das ist die grösste bisher über RO REGIO verbreitete Ente! RO REGIO kostet laut Gutachten Drechsel/Steinfatt 415 Millionen DM, in einer von "PRO BAHN e.V." etwas abgespeckten, aber voll funktionsfähigen Version sogar nur 347 Millionen DM an Investitionskosten! Hiervon können 232 Millionen DM als staatliche Zuschüsse beansprucht werden!
Andere Berechnungen sind derzeit nicht bekannt.
 

"Soviel Geld steht auf Jahre hinaus nicht zur Verfügung"

 

P r o J a h r stehen kraft Gesetzes über 14 Milliarden DM (!!!) allein an Bundesmitteln zweckgebunden für den Schienen-Personen-Nahverkehr zur Verfügung, Bayern bekommt davon p r o J a h r 2,2 Milliarden DM ! Dazu kommen noch die Landesmittel! Das ganze RO REGIO-Projekt benötigt von den für Bayern bereitstehenden Bundeszuschüssen n u r 1 P r o z e n t pro Jahr während einer Projektdauer von 10 Jahren!
 

"Die Zuschüsse gehen nur in die Ballungszentren München und Nürnberg"

 

Der Landkreis Rosenheim ist bevölkerungsmässig der zweitgrösste in Bayern. Die Region Rosenheim ist ein Ballungsraum mit 280 000 Einwohnern! Es steht nirgends geschrieben, dass die Zuschüsse immer weiter in die Millionenlöcher der Münchener und Nürnberger U-Bahn Rennomierprojekte gehen müssen.
Allerdings kommen die Zuschüsse nicht von allein nach Rosenheim geflogen; hier müssten unsere Politiker knallhart die Interessen der Region vertreten - und da ist es viel einfacher, RO REGIO als Utopie abzutun.
 

"Wer weiss, ob es die Bundeszuschüsse in den nächsten Jahren noch gibt"

 

Die Bundesmittel für den Schienen-Personennahverkehr sind gesetzlich langfristig geregelt. Dies war überhaupt die Voraussetzung für die Bahn-Privatisierung und -Regionalisierung und kann daher nicht zurückgedreht werden.
 

"Trotz der Zuschüsse kommen hohen Investitionskosten auf die beteiligten Gemeinden zu"

 

Nach Abzug der Zuschüsse beträgt der Eigenanteil der Region Rosenheim 115 Millionen DM, bei einer Projektdauer von 10 Jahren sind das 11,5 Millionen DM im Jahr - verteilt auf die Stadt Rosenheim und die 44 Gemeinden des Landkreises sind das Kosten von nur 41,- DM pro Einwohner im Jahr, begrenzt auf die Projektdauer.
 

"Auch 41 DM pro Kopf sind bei leeren Kassen viel Geld"

 

Sehr viel mehr Geld wird oft für Projekte von höchst zweifelhaftem Wert ausgegeben. Ein wirklich funktionierendes Nahverkehrssystem ist aber sein Geld wert - es sollte in der Priorität ganz vorne stehen!
 

"Auf die Gemeinden kommen hohe Betriebskostenzuschüsse zu"

 

Für die Bahnverkehre sind im bisher bestehenden Umfang die Betriebskosten durch das Bahnregionalisierungsgesetz gedeckt. Für die Betriebskosten z u s ä t z l i c h e r Verkehre stehen gewisse Bundes- und Landesmittel zur Verfügung. Wenn RO REGIO als kommunale Privatbahn betrieben wird, ist mit über 90% eine weit höhere Kostendeckung als bei der DB möglich; damit bleiben die Betriebskostenzuschüsse der Kommunen in sehr geringen Grenzen.
 

"Warum braucht man überhaupt ein neues Bahnsystem?
Kann man nicht einfach mehr DB Züge fahren lassen ?"

 

Einfach mehr DB Züge kosten sehr viel, bringen aber nicht viel, da es in der Region nur wenige Bahnhöfe gibt, somit die Wege zur Bahn und von der Bahn zum Ziel viel zu weit sind.
Bei einer Bahn-Fahrzeit von z.B. 15 Min sind Wege zum und vom Bahnhof von je 15 Min einfach keine Alternative zum Auto - trotz Stau.
Im übrigen sind die 170 Tonnen schweren lokomotivbespannten DB-Züge zu schwerfällig und die DB-Dieseltriebwagen zu lahm, um Fahrplanlücken auf dicht belegten Strecken ausnützen zu können. Hier sind die leichten, flinken Elektrotriebwagen von RO REGIO gefragt.
 

"Es reicht doch, auf den bestehenden DB Strecken einige zusätzliche Haltestellen einzurichten"

 

Das Problem der DB ist, dass sie meist nicht dort hält, wo die Menschen wohnen bzw. arbeiten. Einige zusätzliche Haltestellen lösen diese Problem nicht. Deshalb haben Drechsel/Steinfatt 122 zusätzliche Haltestellen vorgeschlagen, und auch im Sparkonzept von PRO BAHN sind es noch 62 neue Haltestellen.
"Oft halten" geht aber nicht mit den schweren DB-Zügen mit ihren langen Bremswegen und zeitraubendem Abfertigungssystem. Ein engmaschiges Haltestellen-Netz erfordert leichte, strassenbahnähnliche Elektro-Triebwagen, eben das RO REGIO Konzept.
 

"RO REGIO kann doch am Rosenheimer Bahnhof enden. Die Stadtstrecke ist völlig überflüssig"

 

Rosenheim ist nun einmal das Zentrum der Region. Pro Tag finden nach und von Rosenheim rd 48 000 Pendlerfahrten statt. Nur ein Bruchteil davon hat den Bahnhof zum Ziel, die meisten haben ihre Ziele in der Stadt. Noch viel, mehr gilt das für Menschen, die ausserhalb des Berufsverkehrs in die Stadt wollen bzw. müssen. Den grössten Erfolg im Karlsruher Modell hat ja gerade die Linie, die ohne Umsteigen von der Region direkt in die Fussgängerzone führt.
 

"In einer Mittelstadt wie Rosenheim kann man doch die paar Meter zum Zentrum laufen"

 

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, das bei einer Entfernung vom Bahnhof zum Ziel von 300 Metern nur noch 25% der befragten bereit sind, die Bahn zu benutzen; bei 500 Metern sind es sogar nur noch 10%! Ins Rosenheimer Geschäftszentrum und zu den wichtigsten Behörden sind es aber 700 bis 1200 Meter - also benutzt man doch lieber das Auto, wenn die Bahn das Zentrum meidet. (Nicht umsonst plant die Karlsruher Stadt+Land Bahn sogar in 5 Klein- und Mittelstädten die Schienen vom Bahnhof ins Ortszentrum zu verlängern!)
 

"In den Rosenheimer Strassen ist doch kein Platz für eine Stadtbahn"

 

RO REGIO schafft ja gerade Platz auf den Strassen! 1 RO REGIO Wagen macht (nur mit 100 Fahrgästen besetzt ) nach der VDV Formel 77 parkende Autos entbehrlich, die den fliessenden Verkehr behindern. Zum Vergleich: der Salzstadel Parkplatz hat gerade mal 70 Plätze!
 

"Die Rosenheimer Strassen sind für Bahnen viel zu schmal"

 

Irrtum ! Eine Stadtbahn braucht eine Fahrspurbreite von 2,85 m, der Bus dagegen 3,10 m. Wo also Busse fahren, können Stadtbahnen erst recht fahren.
 

"Eine spürbare Entlastung von der Autoflut kann RO REGIO niemals bringen"

 

Die Stadt+Landbahn Linie Bretten - Karlsruhe hat in wenigen Wochen 4000 PKW-Benutzer als tägliche Fahrgäste für die Bahn gewonnen. Das entspricht einem durchgehenden Autostau von 17 Kilometern Länge!! Das RO REGIO System sieht in der Hauptverkehrszeit pro Stunde 18 im Stadtzentrum eintreffende Bahnen vor mit einer Beförderungskapazität von 1800 Fahrgästen (nur Sitzplatzangebot) bzw. 3870 Fahrgästen (Gesamtplatzangebot).

Was bedeutet das für die Entlastung von der Autoflut:

Wenn 1800 Menschen mit dem Auto in die Stadt fahren, brauchen sie (nach der VDV Formel) 1385 Autos d. h. Stosstange an Stosstange bilden sie eine Kolonne von 7,6 Kilometern Länge! Und wohin mit den Autos? Die Loreto- Wiese hat gerade mal 700 Plätze!

Fahren 3870 Menschen mit dem Auto in die Stadt, so brauchen sie 2975 Autos; das gäbe einen Stau von 16,4 Kilometern Länge; und wohin mit den Autos? Alle öffentlichen Parkplätze von Rosenheim (P1 bis P15) haben gerade mal 2591 Plätze!

Diese enormen Zahlen zeigen:

Selbst wenn die RO REGIO Bahnen nur teilweise besetzt sind, befreien sie die Stadt i n g r o s s e m M a s s e von Autostau, Gestank, Lärm und Umweltbelastung.

Wer jetzt noch nicht einsieht, das die Rosenheimer Verkehrsprobleme nicht mit Strassen und Parkplätzen lösbar sind, sondern nur mit einem stauunabhängigen leistungsfähigen Schienenverkehrssystem, dem ist wohl nicht mehr zu helfen!
 

"RO REGIO nützt ja nur der Stadt Rosenheim"

 

Die Staus der Kraftfahrzeuge, die nach Rosenheim oder in die Städte des Landkreises wollen, ziehen sich durch die ganze Region - jeder der sein Auto zuhause lässt und mit RO REGIO fährt, entlastet auch die Ortschaften in der Region. Es sei nur an den Dauerstau in Bad Aibling erinnert, der zu einer ernsten Bedrohung des Kurbetriebes und damit der wirtschaftlichen Grundlage der Stadt geworden ist.
 

"RO REGIO zieht die Kunden von der Region in die Kreisstadt"

 

Auch jetzt fahren die Leute zum Einkauf nach Rosenheim und verursachen Stau und Parkprobleme. Allerdings wird durch RO REGIO das Zentrum gegenüber den Märkten auf der grünen Wiese aufgewertet und das ist vom Sortiment her weniger kritisch für die Geschäfte in der Region.
Im übrigen haben ja durch RO REGIO die Gemeinden die Chance, ihre Haltestellen so anzulegen, dass auch Ihre örtlichen Einkaufszentren jederzeit leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
 

"RO REGIO erreicht ja nur einen Teil der Region - nicht überall liegen Schienen"

 

Der Einzugsbereich der RO REGIO Schienenstrecken erfasst 220 000 von den 280 000 Einwohnern der Region,
das sind 78%!!

Mit einem integrierten Bus-Zubringersystem werden auch die abseits der Schienen liegenden Orte eingebunden.
 

"RO REGIO kann allenfalls auf den Nebenstrecken funktionieren, die Strecke München - Rosenheim - Kufstein ist heute schon dicht"

 

Wer fährt heute noch auf Strassen der 30er Jahre? Die DB tut solches auf ihrer Strecke Rosenheim - Kiefersfelden. Angesichts dieser altertümlichen Technik ist die Strecke mit z. Zt. 113 Zügen pro Tag und Richtung ziemlich ausgelastet und muss deshalb modernisiert werden. Auf der modernisierten Rheintalstrecke Karlsruhe - Basel verkehren dagegen 195 Züge pro Tag und Richtung, das sind 73% mehr! Und auf dieser Strecke fährt die DB (!!) mit Karlsruher 2 System Stadtbahnwagen bis Baden-Baden einen T a k t Verkehr mit 26 Kursen pro Richtung!

Und auf der mit 124 Zügen pro Tag und Richtung belegten Rheintalstrecke Karlsruhe - Heidelberg fährt die Karlsruher Stadtbahn mit 40 Kursen pro Richtung sogar im 20 Minuten Takt!

Dies ist auch auf der Inntaltrasse möglich, sobald die DB ihre Signalanlagen und Bahnsteige auf einen zeitgemässen Stand bringt.
 

"Wenn die RO REGIO Bahn so oft hält, ist sie sehr langsam und damit unattraktiv"

 

Da hilft nur: nach Karlsruhe fahren und ansehen! Der DB Zug Karlsruhe/Durlach - Bretten/Gölshausen bedient 6 Bahnhöfe und braucht 31 Minuten.

Die Stadt+Land Bahn bedient auf derselben Strecke 14 Haltestellen und braucht dafür 1 ganze Minute mehr - und das auf einer Strecke, die der Entfernung Rosenheim - Feldkirchen/Westerham entspricht.
 

"Abends und an den Wochenenden werden nur Geisterzüge verkehren"

 

Auch hier nützt der Vergleich: vor Einführung der Stadt+Land Bahn Bretten- Karlsruhe fuhren die DB Züge auf dieser Strecke nur bis 19 Uhr, Samstags bis 18 Uhr und Sonntags nur 8 mal pro Tag. Die Strecke wurde pro Tag von knapp 2000 Fahrgästen benutzt und war wegen mangelnden Verkehrsaufkommens akut stillegungsbedroht.

Heute fährt die Stadt+Land Bahn werktags und sonntags von 4 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts im Taktverkehr, Freitag und Samstag nachts sogar bis 2 Uhr 20! Die Züge sind zu jeder Zeit gut besetzt, weit über 10 000 Fahrgäste werden pro Tag befördert.
Und statt von Stillegung wird nur noch von Neuinvestitionen gesprochen, um des ständig steigenden Andranges noch Herr werden zu können.
 

"Die Region lebt z.T. vom Fremdenverkehr; ohne Auto geht nichts"

 

Feriengäste, die Wandergebiete, Wassersport, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen - auch samstags, sonntags und abends - jederzeit mit RO REGIO leicht, bequem und preiswert erreichen können, werden gerne Urlaub vom Auto machen. Gerade in unserer Region des "sanften Tourismus" beklagen die Feriengäste besonders die Belastungen durch den Autoverkehr!
 

"Bahnfahren ist für Urlauberfamilien viel zu teuer".

 

Auch hier lohnt der Blick nach Karlsruhe; für nur 14 Mark kann dort eine Familie mit 2 Kindern 24 Stunden in einem Gebiet von ca 55 mal 40 Kilometern auf allen Bahnen und Bussen fahren, soviel sie will. Für dieses Geld bekommt man ja nicht einmal 10 Liter Benzin!
 

"Das alles wird die Politiker kaum beeindrucken"

 

Vielleicht doch? Der Chef der Karlsruher Verkehrsbetriebe sagte unlängst: "in unserer Region geht kein Bürgermeister mehr in den Wahlkampf, der nicht einen Vertrag mit der Stadtbahn in der Tasche hat"

 
Autor: Joachim Kampfhenkel, 10/96